Aussteigen
Editorial aus Depesche 12-14/2022
Die neue Dreifach-Depesche 12-14/2022 ist ein durchweg positives Heft, das Mut machen, die Kreativität anregen und neue Möglichkeiten aufzeigen soll – lauter Dinge also, die man in diesen harschen Zeiten brauchen kann.
In dieser Depesche geht es ums Aussteigen – sowohl innerhalb als auch außerhalb der Landesgrenzen. Im zweiten Heftteil werden wir Depeschenbezieher und Familien vorstellen, die sich entweder beruflich mit dem Aussteigen beschäftigen, selbst gerade aussteigen oder ausgewandert sind – jeder auf seine Art. Dabei ist erstaunlich, dass es gut ein Dutzend grundlegend verschiedene Wege gibt, um auszusteigen. Welche das sind, erfahren Sie im ersten Heftteil.
Heiko Sylvio Schuler und sein Team beispielsweise beschäftigen sich mit dem Aussteigen im eigenen Land, indem man eine Kombination bestimmter Gesellschaftsformen nutzt, um so die größtmögliche Handlungsfreiheit bzw. die geringstmögliche Steuerbelastung zu erreichen.
Gudrun Heimrath und ihre Freunde haben eine Genossenschaft und einen Verein gegründet, um damit ihre Vision des gesunden und naturnahen Wohnens zu verwirklichen.
Im darauffolgenden Portrait reisen wir nach Südfrankreich, ins malerische Pyrenäenvorland, auch „Toskana Frankreichs“ genannt. Dort bietet sich aktuell eine außergewöhnliche Chance: Die beiden Depeschenbezieher Monika und Manfred Grabowski haben in den letzten drei Jahrzehnten mit unfassbarer Hingabe, Kreativität und Liebe zum Detail aus einem einst kahlen Hügel ein grünes Paradies erschaffen, aus einem verfallenen Hof ein liebevoll renoviertes und ausgebautes Gästehaus für Vollwertferien gemacht. Altersbedingt suchen sie jetzt einen Nachfolger. In diesem Zuge freue ich mich, Dir eine Neuerung bekannt geben zu dürfen: Zum ersten Mal haben wir nämlich auch gefilmt – einmal laienhaft (ich selbst, und ich darf da noch viel lernen), ein andermal professionell. Hier das gefilmte Interview mit Manfred Grabowski:
Das vierte Auswanderungsbeispiel zeigt auf, dass es Länder gibt, die zwar nicht auf der Liste der beliebtesten Ziele stehen, aber trotzdem immense Vorteile zu bieten haben. Eines davon ist Estland. Was Depeschenbezieher Reinhard Scheuerlein dazu bewogen hat, nach Estland umzusiedeln, schildern wir im Artikel ab Seite 30, sondern auch im folgenden gefilmten Interview.
Sodann schildert Lucy Maschler, was aus ihrer (in der Zufluchtsort-Depesche geschilderten) Vision einer Lebensinsel im südlichen Senegal geworden ist. Auch dazu gibt es nun bald eine eigene Website sowie von Lucy gefilmte Videos.
Depeschenbezieher Sebastian hat sich Anfang des Jahres ein Wohnmobil gekauft, seinen Job gekündigt und ist mit Frau und Kleinkind seit April auf Reisen. Täglich trifft er neue Aussteiger, neue Gruppen, neue Projekte und lernt neue Möglichkeiten kennen, wie das eben nur beim Reisen möglich ist.
Im letzten Portrait stellen sich die beiden Österreicher Yella und Christoph vor, die (als Stadtmenschen und völlige „Greenhorns“ in Sachen Landarbeit) in Ungarn einen Familienlandsitz nach „Anastasia“ gegründet haben. Wie es ihnen erging und welche Erfahrungen sie sammeln durften, erfährt man in ihrem Bericht am Ende des Hefts.
Was wir aus allen Berichten lernen können, ist die Tatsache, dass Aussteigen etwas mit Arbeit zu tun hat. Es ist nichts für Faulenzer. Oder anders ausgedrückt: Um auszusteigen, braucht man drei Haupteigenschaften: (1) Fleiß, (2) gedankliche Klarheit und die Bereitschaft, laufend Neues dazuzulernen sowie (3) Eigenverantwortung bzw. Verantwortungsbewusstsein. Wie an früherer Stelle schon beschrieben: Verantwortung ist eine Fähigkeit. Sie erfordert die Bereitschaft anzuerkennen, dass man selbst die Ursache von allem ist, was im eigenen Leben geschieht – und nicht „die anderen“, „die böse Regierung“ oder gar das „magische Dreiergespann“ aus Schicksal, Glück und Zufall.
Das mag zuerst mal hart klingen, ist aber in Wahrheit nur halb so wild. Denn im Grunde geht es nur darum, ob man es wirklich will. Wer aussteigen will, findet Wege. Es ist vor allem die Furcht vor Neuem, die Ungewissheit, die einen anfangs zurückschrecken lässt. Kaum aber beginnt man damit, wird es immer einfacher – und man hat zunehmend Spaß dabei.
Es ist, abgesehen davon, auch nichts verkehrt damit, nicht aussteigen zu wollen – selbst in diesem Fall wird Dir dieses Heft viel Inspiration und nützliches Wissen vermitteln – verkehrt wäre nur, etwas zu tun, das man nicht will oder etwas nicht zu tun, das man eigentlich will.
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