Sal(z)
Artikel aus dem Themenheft "Wasser"
Auf besonderen Wunsch von Michael, der immer ganz begeistert ist von meiner Art und Weise „der Sprache aufs Maul zu schauen“, hier ein paar sprachliche Anmerkungen zum Thema „Salz“.
Die besondere Wirkung und Bedeutung des Salzes verrät uns schon die Sprache selbst. Am meisten die deutsche, aber auch viele andere Sprachen: So heißt z.B. lateinisch „sal(v)us“ „Heil” bzw „heil“/„gesund“, das wir von Worten wie „Salut“, „Salbe“ oder „Salvator“ = „Heiland/Retter“ her kennen sowie von dem herrlichen deutschen Wort „Schicksal“ = „schicke Heil“.
Auch die semitischen Sprachen kennen die Silbe SAL, wie wir z.B. an den Grußformeln „Salam“ (arabisch) oder „Shalom“ (hebräisch) für „Heil“ bzw. „Friede“ ersehen können. Was wohl die Nazis getan hätten, wenn ihnen einer gesagt hätte, dass „Hallo“, „Heil“ und „Shalom“ dieselbe Sprachwurzel besitzen ... ?
Hierher gehört übrigens auch das „Halali“ der Jägersprache und das „Hallelujah“. Gemeinhin wird es übersetzt mit „Heil Jahwe“, doch wenn man der Ursprache der Menschheit auf den Grund geht, sieht man sofort, dass das so platt nicht stimmen kann: „EL=ÄL=ÖL“ heißt „Geist“, „Höheres Wesen“, „Gottheit“, was man am „Elysium“, dem „Land der Seligen, Verstorbenen“ ebenso erkennen kann wie am „Elixir“, dem „herausgelösten Geist“ und unzähligen deutschen Worten, die auf „-el“ enden, wie z.B. „Formel“ in der Bedeutung „geistige, höhere Form“.
Daher heißt „Hallelujah“ logischerweise urdeutsch etwa „ganz Geist, ja!“ oder „Heil Gott, ja!“ Auch „DER URSALHEIM“ = „Jerusalem“, das auf arabisch übrigens „el Kuds“ heißt, also „the God’s (city)“, „die Gottes(-Stadt)“ ist hier ein Hinweis darauf, dass wir bis vor ein paar Jahrtausenden noch alle Brüder waren.
Man muss nur ein Gespür dafür entwickeln, wie sich die Worte in den verschiedenen Sprachen jeweils zu verändern pflegen, und schon fällt es einem wie Schuppen von den Augen. Bei der arischen Ursilbe „SAL“ ist es ein bisschen schwieriger, denn sie ist ein so wichtiges und viel benutztes Wort, dass sie sich über die Jahrtausende in Dutzenden von Sprachen besonders stark gewandelt hat.
Die stärksten Veränderungen machen in der Regel die Vokale durch. Das A wurde zum O und E aber manchmal auch zum U und Ü bzw. Y. So begegnet uns auf unserer etymologischen Reise im Lateinischen „solari“ für „trösten“ und der „Sultan“ und die „Sülze“ oder die Insel „Sylt“.
Doch auch die Lebensdauer der Konsonanten währt oft nur einige Jahrhunderte. Vom „S“ zum „H“ und weiter bis zum „W“ bzw. „V“ spannt sich der Bogen beim SAL. So finden wir etwa im Lateinischen auch „valere“ = „gesund sein“ oder im Deutschen: „Wohl“, „walten“ und englisch: „well“ = „wohl“, „gut“ sowie auch englisch „whole“ = „ganz“, „heil“.
Die Veränderung vom „S“ zum „H“ kommt dabei in den verschiedenen Sprachen am häufigsten vor, wie man z.B. an dem altgriechischen „hals“ für „Salz“ bzw. „Meer“, aber auch an alten Ortsbezeichnungen wie z.B. „Halle“ oder „Reichen-hall“ ersehen kann und an „Hals“ und „Schal“, „hallen“ und „schallen“ (in der Bedeutung „ganz ein/in“ = „alles ein Ton innendrin“) oder „Saal“ und „Halle“, womit wir schon bei der nächsten Bedeutung der Ursilbe „SAL“ angekommen sind ...
„Heil“ heißt ja nichts anderes als „ganz“, „komplett“, „unversehrt“. Und der Gemeinschaftsraum in der Mitte des (ur-) germanischen Dorfes, wo sich alle regelmäßig trafen, war eben der „SAL“, der „Saal“, „Salon“ oder die „Halle“.
Auch die „Salve“, also „die ganze Ladung auf einmal“ gehört hierher, ebenso wie das kleine Wörtchen „halt“ mit den Bedeutungen „eben“, „wohl“, „ja“, „schon“, das wir so selbstverständlich benutzen, etwa in Sätzen wie: „So bin ich halt“ oder „da kann man halt nichts machen“, das in anderen Sprachen meist keine Entsprechung hat.
Salz war schon immer selten, beliebt und eine gute Einnahmequelle. Es war teuer wie Edelmetalle und wurde ebenso wie diese als Zahlungsmittel benutzt, wie die Worte „Sold“, französisch „salaire“ bzw. englisch „salary“ für „Lohn“ bzw. „Gehalt“ noch heute bezeugen.
Den „Sol-dat“ können wir übrigens als den „ganz (hin-)gegebenen“ entlarven, oder überspitzt formuliert: „der, der seine Seele hingegeben hat“, denn SAL heißt eben auch „Seel-e“ – beziehungsweise alternativ: „der in Sold stehende“.
Hier verraten wir gleich noch einen weiteren Schlüssel (Schlussel: geistiger/höherer Schluss): In der Ursprache der Menschheit war man sich der All-Ein-Heit von allem Sein noch bewusst. Das kam insbesondere dadurch zum Ausdruck, dass man für die beiden Gegenteile einer Sache jeweils dieselben Worte verwendete. So bedeutet „schal“ ja „fade“, „geschmacklos“, also das genaue Gegenteil von „salzig“.
Nach demselben Muster erklärt sich dann das Wort „Seele“ als die aus der (All-) Einheit, der SAL-heit nur scheinbar und vorübergehend getrennte Unter-Einheit. Verwandt damit das Wort „selbst“ und die „Silbe“ – als „Lauteinheit“ bzw. „Wortteil“.
Andere Gegenpole derselben Sache bilden die griechische bzw. lateinische Sonne „Helios“ und „Sol“ (die es „hell“ macht), und andererseits auch die „Hölle“, englisch „hell“, wo keine Sonne ist.
Analog dazu gibt es das Gegensatzpaar „solide“ von lateinisch „solum“ = „Boden“ bzw. „solidus“ = „festgefügt“ und den „Saldo“, als „das, was bestehen bleibt“ aber andererseits „soluere/solvere“ für „lösen“, das wir von „absolut“ her kennen – und damit verwandt „solus“ = „nur“, „allein“, wovon sich „Solo“ ableitet, also wieder eine aus der Ganzheit herausgelöste Einheit und „salire“/„saltare“ für „springen“, „hüpfen“, das Sich-lösen vom Boden, was uns den „Salto“ erklärt und die Herkunft von „salopp“. Aus all dem ergibt sich die „etymologische* Gleichung“: SALZ = HEIL = SONNE = WOHL = VOLL = GANZ = EINHEIT = LÖSUNG = SEELE.